Die Ausstellung: „Mission und Migration im 21. Jahrhundert“ im Johann-Flierl-Museum in Fürnried wurde von einer außergewöhnlichen, abenteuerlustigen und nachdenklichen Dame aus Papua-Neuguinea eröffnet.
„Ich bin eine Frucht des Lichtes, welches Johann Flierl nach Neuguinea gebracht hat.“ Mit diesem Statement begann Hofagao ihren Vortrag nachdem sich alle mit einen Glas Sekt oder Saft erfrischt hatten. Eingangs erläuterte sie, dass ihr persönliches Leben und die Partnerschaft zwischen der Evangelisch-Lutherischen Kirche in Bayern und der Evangelisch-Lutherischen Kirche in Papua-Neuguinea undenkbar wären, wenn das Evangelium nicht durch Johann Flierl in ihre Heimat gekommen wäre.
Wie in ihrer Kirche üblich, leitete sie ihre Geschichte mit einem Kirchenlied aus ihrer Schulzeit in der Kôte Sprache ein. Schon als Kind durfte sie drei der vielen Sprachen ihrer Insel lernen: Die Sprache der Mutter, die des Vaters und die Umgangssprache Tok Pisin. Nach 6 Jahren Grundschule ging es weiter auf die kirchliche Mädchenschule auf dem Sattelberg. Eine staatliche Schule hätte sich die Familie nicht leisten können bei 5 Kindern und einer Mutter die inzwischen zur Witwe geworden war.
Auf dem Sattelberg wurde in der alten „Kirchensprache“ Kôte unterrichtet. Es galt neben dem Stoff eine weitere Sprache zu lernen, die sie dann ein Leben lang begleitete (Hofagaos Bibel und Gesangbuch, die sie dabei hatte, waren in dieser Sprache und haben sie offensichtlich seit ihrer Schulzeit begleitet.) Kein Wunder, dass sie in dieser fremden Umgebung an Weihnachten besonders unter Heimweh litt.
Das Lernen viel ihr offensichtlich leicht. Nach der Mädchenschule machte sie gleich weiter: Die Lehrerinnenausbildung in Heldsbach mit einem internationalen Dozententeam (aus Papua, den Vereinigten Staaten, Australien und Deutschland) wurde als nächstes mit besten Noten abgeschlossen, sodass sie sogleich an ihrer ehemaligen Schule als Lehrerin eingesetzt wurde.
Doch ihr Wissensdurst war noch nicht gestillt: 1990 durfte sie Gemeindepädagogik in Deutschland studieren, dazu musste natürlich erst die deutsche Sprache gemeistert werden und sie musste sich an die winterlichen Temperaturen mit Schnee gewöhnen.
Zurück in ihrer Heimat wurde sie Dozentin am Lutheran Church College in Banz im Hochland Papua-Neuguineas. Zwei Mal wurde sie im Rahmen des „Teaching Preaching Programms“ (Lehren und Predigen Programm) nach Deutschland eingeladen und ein Jahr lang konnte sie in Birmingham in England studieren.
Zuhause wurde sie dann zur stellvertretenden Leiterin des Church Colleges ernannt. Nach 4 Jahren zog es sie zurück in die Heimat nach Wau, wo sie ein Haus baute und über ihren weiteren Weg nachdachte. In dieser Findungsphase erschall der Ruf „ihres“ Bischofs Wesley Kigasungs, der eine ökumenische Mitarbeiterin für die Nordkirche in Deutschland suchte und meinte, Hofagao sei dafür wohl am besten geeignet.
Der neue Wohnort wurde Hamburg, doch auch Franken wurde besucht und am Christkindlsmarkt in Nürnberg traf sie dann einen alten Bekannten, den sie aus den Augen verloren hatte. Der Funke sprang über und 2011 wurde die Hochzeit gefeiert. Um aus ihrem neuen Heimatdorf weg zu kommen, benötigte sie einen Führerschein und um den zu finanzieren nahm sie Arbeit in einer Lebkuchenfabrik an.
Seitdem lebt Hofagao zwischen zwei Welten und konnte feststellen: „Überall gibt es nette Menschen, die man treffen kann.“ Und weiter: „Zu Hause kann man/frau überall in Gottes guter Schöpfung sein“.
Zu guter Letzt wurde noch ein (deutsches) Lied gesungen und die Themen in lockeren Kleingruppen vertieft.
Georg Pilhofer